Der vorliegende Bericht fasst den aktuellen Stand der Vorarbeiten für ein zukünftiges Projekt D.I.B.-Varroa-2033 beim Deutschen Imkerbund e.V. zusammen.
Wer Interesse an der Gesamtvorgehenweist hat sollte das Projekthandbuch lesen. Die einzelnen Maßnahmenbündel werden separat davon auf der Website aufgeführt.
Hier eine kurze Definition von zentralen Begriffe:
- Züchter: Königinnenzüchter mit BeeBreed-Züchternummer
- Varroaresistenz-Züchter: Züchter, die besonders die Varroaresistenzzucht betreiben
- Multiplikatoren: Personen, die die vorgesehenen Verfahren vermitteln.
Zielsetzungen des Deutschen Imkerbundes e.V.
Das Projekt 2033 soll die Imkerschaft befähigen, bis 2033 möglichst ohne Varroazide Honigbienenvölker führen zu können.
Auf Grundlage der bisher durchgeführten Projekte und der bewährten Praxis werden diese Verfahren in die Breite der Imkerschaft des Deutschen Imkerbundes ausgerollt.
Die Umsetzung dieses Ziels führt zu drei Teilzielen:
- Züchtung von regional angepassten und weitestgehend varroaresistenten Völkern
- Propagieren von biotechnischen Verfahren
- Einsatz von Varroaziden nur in Abhängigkeit zu Schadschwellen
Die Ausbildung und Kommunikation wird adressatengerecht aufbereitet. Daneben werden Ausarbeitungen für Multiplikatoren erstellt.
Folgenden Gruppen liegen vor
- Freizeitimker
- Berufsimker
- Züchter
- Varroaresistenz-Züchter
Für die Zuchtverfolgung und Zuchtdokumentation ist BeeBreed vorgesehen. BeeBreed.eu verfügt bereits über alle benötigten Eingabemerkmale zur Varroaresistenz-Zucht.
Bei der Umsetzung dieses Rollout-Projekts wird der Deutsche Imkerbund auf die langjährige, bewährte und enge Partnerschaft und Expertise der Bieneninstitute und der Fachberater zurückgreifen.
Die Umsetzung der Projektziele stellt für den Deutschen Imkerbund mit 135.000 Mitgliedern, organisiert in 2700 Ortsvereinen und 19 Landesverbänden, eine große organisatorische Herausforderung dar.
Verbandsübergreifende Aufgabenstellung
In den verbandsübergreifenden Tagungen in Neustein-Aua und Veitshöchheim (19.05.2022, 11./12.03.2023) wurde als gemeinsames Ziel erklärt, bis 2033 Honigbienenvölker ohne Varroazide führen zu wollen. Die beteiligten Verbände werden dieses Ziel in den Strukturen ihrer eigenen Organisationen verfolgen.
Projekte zur Varroaresistenz
2019 bis 2020 EurBeST - European Bee Selection Team
Unter der Leitung des Bieneninstituts Kirchhain wurde im Zeitraum von 2017 bis 2020 ein internationales Projekt durchgeführt. Dabei wurden mehr als 3.500 Völker einjährig geprüft.
Folgende Untersuchungstypen sind relevant:
- VSH Varroasensitive Hygiene
- REC Recapping - Auswertung der Wieder-Verdeckelung von Brutzellen
- SMR Suppressed Mite Reproduction - Auswertung unterdrückter Milbenvermehrung
Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist, dass die regionale Anpassung der Bienenvölker für den Erfolg wichtig ist. D.h. Bienenvölker gleicher Herkunft können sich in unterschiedlichen Standorten sehr unterschiedlich entwickeln.
2019 bis 2021 Verbundprojekt SMR-Selektion
Das Verbundprojekt SMR-Selektion wurde in Koordination vom Bieneninstitut Kirchhain, Deutschen Imkerbund und dem Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf durchgeführt. Im Mittelpunkt standen private Züchter, die in der Arbeitsgemeinschaft Toleranzzucht (AGT) und der Gemeinschaft der europäischen Buckfastimker (GdeB) organisiert waren.
Die angewandten Verfahren sind für die weitere Zuchtarbeit im Projekt D.I.B.-Varroa-2033 von Relevanz. Dazu zählen
- SDI Single Drone Insemination - Instrumentelle Besamungen, Eindrohn-Besamungen mit Verwendung von MiniPlus-Völkern
- SMR Suppressed Mite Reproduction - Auswertung unterdrückter Milbenvermehrung
- REC Recapping - Auswertung der Wieder-Verdeckelung von Brutzellen
- Auswertung von Wirtschaftsvölkern
Erfreulich ist, dass die Zuchtdatenbank BeeBreed.eu für eine einheitliche Registratur der Carnica-Zucht vorbereitet ist.
Zukünftiges Teilprojekt D.I.B.-Varroa-2033 beim Deutschen Imkerbund
Die Ergebnisse der Projekte EurBeST, SMR-Selektion und der Arbeit der AGT zeigen, dass relevante Fortschritte in der Züchtung möglich sind. Die EurBeST-Studie zeigt darüber hinaus sehr deutlich, dass im Projekt D.I.B.-Varroa-2033 regional angepasste Linien angestrebt werden müssen.
D.I.B. Projektsteuerung
Organisatorisch wird das zukünftige Teilprojekt D.I.B.-intern vom Projektleiter D.I.B.-Varroa-2033 des D.I.B. geleitet. Diese Homepage dient dem Teilprojekt des D.I.B.
Die anderen beteiligten Verbände entwickeln ihre Teilprojekte - diese werden hier noch nicht veröffentlicht bzw. besprochen. Unter dem Dach "Varroa 2033" werden die Meilensteine abgestimmt und die Ergebnisse fachlich gemeinsam diskutiert. Fachtagungen werden gemeinsam organisiert.
D.I.B. Zucht - Verfahren
Die Züchtung von regional angepassten und varroaresistenteren Bienenvölkern wird unter dem Dach der Arbeitsgemeinschaft Toleranzzucht e.V. organisiert. Der Handlungsstrang Zucht orientiert sich an den bereits bestehenden und sehr gut bewährten Verfahren des bayerischen Landesverbandes und den bewährten Verfahren der Arbeitsgemeinschaft Toleranzzucht.
Verfahren für Freizeitimker
- Befallsproben bewerten
- Nachzucht von den besten Völkern bezogen auf Sanftmut, Honigertrag und Varroamerkmalen am regionalen Standort
- optional ist die Verwendung von auf Varroaresistenz vorselektierten Königinnen
Verfahren für Berufsimker
Berufsimker, die auch Leistungsstände aufgebaut haben sind sehr interessant für das vorliegende Projekt, da dabei von einer großen Anzahl von Leistungsvölkern selektiert werden kann. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit auf Völker mit sehr hoher Varroaresistenz. Es gilt diese zu nutzen.
Verfahren für Züchter, die in BeeBreed erfassen
- Ergebnisse werden in BeeBreed erfasst
- 3-5 Milbenproben, besonders im Herbst
- Vitalitätstest für eine Auswahl von Völkern
- Nadeltest
- 4a Besamung von selektierten Drohnen
- 4a Begattung auf AGT-Belegstellen
- SMR-Prüfung und REC von eingeschickten Brutwaben
- Optional weitere Verfahren, wie bei Varroaresistenz-Züchter
Verfahren für Varroaresistenz-Züchter
- Ergebnisse werden in BeeBreed erfasst
- 3-5 Milbenproben
- Vitalitätstest für eine Auswahl von Völkern
- Nadeltest
- SMR-Prüfung und REC von eingeschickten Brutwaben
- 4a Besamung von selektierten Drohnen
- 4a Begattung auf AGT-Belegstellen
- Teilnahme an Prüfhöfen
- Teilnahme am Ringtausch
- Optional
- 1b Besamung im selben Jahr von Wirtschaftsvölkern
- MiniPlus-Vorprüfung mit vorselektierten Wirtschaftsvölker, optional
- MiniPlus mit 1-Drohnbesamung und Nachzucht von selektierten Völkchen
Genotypisierung
Zur Gewährleistung der Begattungssicherheit wäre eine Genotypisierung der selektierten Völker für die Belegstellenbeschickung und die Besamung sehr hilfreich.
Die Drohnen der Töchter können so sicher dem selektierten Zuchtvolk zugeordnet werden. Damit besteht Sicherheit auf Belegstellen-/Besamerseite, wie auch der Beschickerseite.
Aktuell (2024) kostet die Genotypisierung 65 € pro Volk. In BeeBreed sind 83 Belegstellen in Deutschland aufgeführt. Für die 5 AGT-Belegstellen in 2023 mit 155 Völkern wären ca. 10.000 € jährlich anfallen. Bei einem hypothetischen Hochlauf auf 50 Belegstellen wären mit 100.000 € jährlich zu rechnen.
D.I.B. Zucht - Benötigte Fähigkeiten
Auswahl vielversprechender Völker
Die bestehenden Zuchtlinien sollen verwendet werden, um regional angepasstes Zuchtmaterial zu erhalten. Wir benötigen Züchter, die auf Grundlage der Selektionskriterien vielversprechendes Zuchtmaterial zur Verfügung stellen.
Instrumentelle Besamer
Die kontrollierte Anpaarung für die Varroaresistenzzucht wird durch instrumentelle Besamungen erreicht. Die Ausbildung von neuen Besamern erfolgt von qualifizierten Multiplikatoren. Die vermittelten Kenntnisse umfassen die Bereiche Drohnenaufzucht, Drohnenvorbereitung, Besamungsvorgang und Nacharbeiten.
Leistungsprüfung
Neben den Züchtern werden Freizeitimker ausgebildet, die in der Lage sind, Merkmale für die Varroaresistenz zu erkennen und zu dokumentieren.
SMR-Auswertung
Die SMR-Auswertung ist insbesondere für die Varroaresistenz-Züchter von großer Bedeutung. Um belastbare Ergebnisse zu erzielen werden SMR-Auswertungsgruppen aufgebaut, die qualifiziert vorher gefrorene Brutwaben auszählen.
Diese Vorgehensweise erfordert finanzielle Unterstützung.
Vermehreraktivität
Für die Verbreitung von selektiertem Zuchtstoff werden Vermehrer eingesetzt.
AGT-Belegstellenbetreuung
Zu den bereits bestehenden AGT-Belegstellen werden weitere gewonnen. Perspektivisch sollen ein Großteil der Carnica-Belegstellen in Abstimmung mit den Landesverbänden als Toleranzbelegstellen genutzt werden. Auch heute gibt es eine Reihe von Belegstellen, die mit selektiertem Material arbeiten.
D.I.B. Zucht - Meilensteinplanung
Idealerweise sollten Ortsvereine den Zugang zu selektierten Königinnen für die Vermehrung zur Verfügung gestellt werden. Zum jetzigen Zeitpunkt ist diese eine Wunschvorstellung, die sich in der Praxis sich noch bestätigen muss. Im Landesverband Brandenburgischer Imker wird dieser Weg bereits gegangen.
Für eine belastbare Schätzung der anfallenden Kosten liegt das erforderliche verlässliche Mengengerüst nicht vor.
Zum jetzigen Zeitpunkt wird daher mit einer rollierenden Meilensteinplanung gestartet, die die nächsten drei Jahre umfassen wird.
Ziel ist es, einen Teil der Züchter dazu zu bewegen, die Varroa-Merkmale zu erfassen und idealerweise das Zuchtziel damit zu verknüpfen. Angestrebt wird, dass alle Züchter bis 2033 die Varroa-Merkmale erfassen und danach züchten. Auch dies ist eine mutige Zielsetzung.
Die Ergebnisse der nächsten Jahre werden erst zu einer verlässlichen Schätzung führen.
D.I.B. Biotechnik - Verfahren
Zur Biotechnik liegen bereits eine Reihe von biotechnischen Verfahren vor, die in die Breite der Imkerschaft geschult werden sollen. Die “Konsequente Brutentnahme der verdeckelten Brut” kommt der Wunschvorstellung sehr nahe.
Weitere Brutunterbrechungsverfahren mit einem eingeschränkten Einsatz von Varroaziden können genutzt werden.
Bei den Verfahren sind Anleitungen notwendig, die sehr ansprechend und sehr klar erarbeitet werden müssen. Die Anleitungen müssen als PDF-Dokumente leicht erreichbar sein. Daneben sind Fachvorträge und Vorführungen durch Multiplikatoren notwendig. Weitere Hilfen sind als Youtube-Videos geplant.
D.I.B. Biotechnik - Schadschwellen
Begleitend zum Handlungsstrang-Zucht sind im Handlungsstrang Biotechnik übergangsweise Varroazide erforderlich. Hier ist es wichtig, dass sich die Anwendung von Varroaziden nach Schadschwellen orientiert und nicht nach dem Kalender.
D.I.B. Biotechnik - Meilensteinplanung
Die bewährten biotechnischen Verfahren sollen kampagnengesteuert in Breite der Imkerschaft ausgerollt werden. Zur Akzeptanz der Verfahren werden Schulungen vor Ort erforderlich werden. Auch hier ist zum derzeitigen Zeitpunkt keine verlässliche Meilensteinplanug möglich. Die Erfahrungen der nächsten beiden Jahre werden der Ausgangspunkt für die dann mögliche Schätzung.
D.I.B. Kampagnen und Unterstützungen
Für die Handlungsstränge Zucht und Biotechnik werden zeitlich und inhaltlich koordinierte Kampagnen geplant und durchgeführt.
Idealerweise erfolgt dies über die Landesverbände, Bezirks- und Kreisverbände bis hinunter zu den Mitgliedsvereinen. Dabei werden alle Kommunikationskanäle genutzt.
Themen der D.I.B.-Kampagnen
- Ausbildung Züchter und Vermehrer
- Ausbildung instrumentelle Besamer
- Ausbildung Leistungsprüfung
- Ausbildung in biotechnischen Verfahren
- Einrichtung und Betrieb von Prüfständen
Unterstützte Dauereinrichtungen
- Prüfhöfe
- Ringtausch
- Besamungsaktionen
- SMR-Auswertungsstellen (AGT-Vorbild)
Unterstützung mit Prämien und Bereitstellungen
Dieser Punkt ist als Merkposte aufgestellt. Die Regularien werden sich in der Folgezeit ergeben.
- Bereitstellung von selektierten Königinnen
- Bereitstellung von Binokularen für SMR-Auszählungen (teilweise mit Projektor koppelbar)
- Ausgleichszahlungen für verloren Völker beim Vitalitätstest
- Prämien für Teilnahme an Leistungsbewertungen
- Auszeichnungen für verdiente Züchter - Ehrennadel, anerkannter D.I.B.-Varroatoleranzüchter, usw.
D.I.B.-Varroa-2033 Nächste Aktivitäten
- Begleitende Webseite vorbereiten (Das ist diese Website).
- Nach Einzelabstimmungen Zuchtvorgehensweise gesamthaft abstimmen
- Nach Einzelabstimmungen Biotechnik/Betriebsweisen gesamthaft abstimmen
- Aus- und Weiterbildungskonzept adressatengerecht aufbereiten
- Ausarbeiten Kommunikationsplanung zu den Landesverbänden
- Ausarbeiten Kommunikationsplanung zu den Zuchtverbänden/-vereinen
- Ausarbeiten Kommunikationsplanung für Biotechnik
- Ausarbeitung Mengengerüst und Finanzierungsbedarf
- Abstimmung Außenkommunikation
- Abstimmung Förderungsbedarf
- Aufstellen Förderantrag beim BMEL
Anhänge
BeeBreed Varroa-Resistenz Merkmale
Die aktuelle Erfassungsmaske für Varroa-Resistenz zeigt, dass alle notwendigen Merkmale in BeeBreed erfasst werden können. Besonders der Nadeltest, der Milbenfall mit der Befallsmessung zusammen, die SMR-Brutuntersuchung. Recapping und Recapping infiziert wird vom Bieneninstitut Kirchhain beworben.

30. März 2024