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Beschleunigte Zucht

Bei der beschleunigten Zucht werden zwei Nachzuchten im gleichen Jahr durchgeführt. Die bestehende Population wird im August bewertet und mit instrumenteller Besamung auch in den September hinein eine weitere Nachzucht in die Weg geleitet. Die Verfahren dazu sind überraschender Weise recht alt. Die Professoren Harbo und Harris hatten dazu die Vorarbeiten geleistet. Professor Harris gibt an, dass er ungefähr 10 Jahre benötigt hat um varroaresistene Völker zu erhalten.

Die Vorselektion wird üblicherweise in kleinen Beuten - Mini Plus - durchgeführt, da der Einsatz von eindrohnbesamten Königinnen recht schnell zu einem Erschöpfen der Spermatheka der Königin führen kann. Es sind glaubhafte Ausführungen der Bieneninstitute vorhanden, die das dreijährige Halten von eindrohnbesamten Königinnen bestätigen.

Ursprünglich wurden bei der Vorselektion mit eine Infizierung mit 150 Milben durchgeführt. Dies wird jetzt ersetzt durch das ganzjährige Führen von Mini-Plus-Völkern mit dem dann normalen Varroabefall in diesen Beuten.

Es wird vermutet, dass die Infizierung von 150 Milben bei einem kleinen Volk zu aussergewöhnlichen Ausräumraten ohne Varraoresistenzeigenschaft führt oder das Aussieben mit der Puderzuckmethode Varroaen schädigt. Die chemische Mimikry der Varroamilbe ist eine passive Eigenschaft der Milbenhaut. Die Milbe ist in der Lage innerhalb 20 bis 60 Minuten die Geruchsumgebung nachzubilden, siehe hier auf Youtube. Die Vermutung, dass die Varroamilben nach dem Aussieben mit der Zuckerpudermethode nicht schnell genug ihren Geruch anpassen können ist daher sehr naheliegend.

Unabhängig von den Vermutungen wird beobachtet, dass eine ursprüngliche Reduktion nach der Erstinfizierung bei der weiteren Auswertung im August wieder einen normalen Varroabefall führt. Die Brutwabenuntersuchung Ende August scheint daher der richtige Zeitpunkt für die Brutauswertung zu sein.

Die Arbeitsgemeinschaft Toleranzzucht ist seit 2003 tätig. Sie kann somit bereits auf 20 Jahre Erfahrungen mit der Züchtung von varroatoleranten Königinnen verweisen.

Bekannt werden die großen Studien EurBeST und SMR-Selektion sein, die die Machbarkeit der Resistenzzucht bestätigt hatten. Mit dem Projekt EurBeST kommt die Empfehlung regional angepasste Linien zu verwenden.

Die Vorgehensweise der beschleunigten Zucht ist aufwändig und mit Einmalkosten verbunden.

Selektionskriterien

  1. SMR-Wert größer/gleich 75%
  2. Anteil Milben kleiner/gleich 8%. (Durchschnittlicher Varroa-Befall überlebender Völker 2,6%, nicht überlebender Völker 9,4% - Deutsches Bienenmonitoring Winterverluste 2021/2022 abgerufen am 29.11.2023)
  3. Nadeltest als Zusatzkriterium nach 1.+2.
  4. Varroafall und Befallsprobe durch Auswaschtest
  5. Vitalitätstest - Einwinterung ohne Behandlung und gute Frühjahrsentwicklung

Die Selektionskriterien werden zu einem späteren Zeitpunkt separat intensiv diskutiert.

Zu beachten ist, dass die hier aufgeführten Selektionswerte aus der Praxis entstammen. Von den Bieneninstituten liegen keine normativen Vorschläge bezüglich der Selektionswerte vor. Der in Beebreed verwendete Varraoindex bezieht sich zu 50% auf den Nadeltest und zu 50% auf den Milbenanteil. Die SMR-Brutwabenuntersuchungen sind nicht Bestandteil des Varraoindex.

Erfreulicherweise können die Anteile für eine eigene Zuchtwertberechnung sehr einfach in Beebreed angegeben werden, so dass ein Gesamtselektionszuchtwert nach eigenen Vorstellungen schnell angezeigt werden kann.

Milbenanteil

  1. Der Auswaschtest alleine ist nicht in jedem Jahr aussagekräftig. In 2023 waren mehrere Beobachtungen in Bayern, dass trotz erheblichen Milbenfalls kaum Milben bei den Auswaschproben gefunden wurden.
  2. Milbenfall und Auswaschproben sind beide zu ermitteln und sollten jeweils unter 8% liegen

Nadeltest

  1. Völker, die Varroa-sensitive Hygiene (VSH) aufweisen, sind auch Hygiene-Sensitive (Nadeltest)
  2. Völker, die Hygiene-Sensitive (Nadeltest) sind, müssen nicht Varroa-sensitive sein
  3. Der Nadeltest kann daher als Vorauswahltest genutzt werden. Völker, die beim Nadeltest versagen können ausgesondert werden

Aktuell werden von den Bieneninstituten global die Verwendung von VSH, SMR, REC, Nadeltest und Milbenbefallsproben vorgeschlagen.

VSH (Varroa sensitive Hygiene) kann nur durch Direktinfektion von Brutzellen mit jeweils einer Milbe gemessen werden, so dass dieser Arbeitsaufwand bekannterweise nicht geleistet werden kann.

  • SMR (Suppressed Mite Reproduction) ist durch die Brutwabenauswertung messbar.
  • REC (Recapping) wird empfohlen, dabei ist RECinf, d.h. Recapping infiziert das aussagekräftigere Merkmal.
  • Der Nadeltest ist ein guter Indikator zur negativen Selektion.
  • Die Milbenbelastung selber ist in den Ausprägungen natürlicher Milbenfall und Befallsproben durch Auswaschen von 30 Gramm Bienen zu ermitteln.

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Das Zuchtmaterial kann aus Beebreed nach den eigenen Anforderungen ausgewählt werden. Bitte beachten sie, dass SMR-Zuchtwerte angeklickt ist und die Eigenleistung mit SMR ausgewählt wurde. Bitte auch beachten, die berechneten Ergebnisse sind in Klammer angeben, die selber ermittelten Werte sind ohne Klammern. Wir interessieren uns für die Eigenwerte.

Dieser Teil ist derzeit zu kurz ausgeführt. Die Details werden nach und nach eingestellt.

2. April 2024 Gökhan Gebel